
Autofahren erfordert höchste Aufmerksamkeit. Doch in einer Welt voller Ablenkungen fällt es vielen Menschen immer schwerer, sich wirklich auf das Fahren zu konzentrieren.
Smartphones, Navigationssysteme, Mitfahrer oder schlichtweg eigene Gedanken führen dazu, dass die Konzentration nachlässt – und das mit fatalen Folgen. Die meisten Autofahrer sind nach wie vor überzeugt, dass sie Multitasking beherrschen. Doch die Wissenschaft zeigt: Unser Gehirn ist dazu gar nicht in der Lage.
Das Märchen vom Multitasking
Der Begriff Multitasking stammt ursprünglich aus der Welt der Computer und beschreibt die Fähigkeit eines Prozessors, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen.
Doch Menschen sind keine Maschinen. Studien der Stanford University belegen, dass unser Gehirn nicht in der Lage ist, zwei kognitive Prozesse gleichzeitig in vollem Umfang zu steuern. Was wir für Multitasking halten, ist in Wahrheit nur ein rascher Wechsel zwischen verschiedenen Tätigkeiten – und dieser Wechsel kostet viel Zeit und Energie.
Besonders junge Autofahrer überschätzen häufig ihre Fähigkeit, Ablenkungen beim Fahren zu kompensieren. Das Problem: Während des Wechsels von einer Aufgabe zur anderen geht ein Teil der Aufmerksamkeit verloren. Das kann im Straßenverkehr den Bruchteil einer Sekunde kosten – und genau dieser Moment kann über Leben und Tod entscheiden.
Warum das Gehirn auf Autopilot schaltet
Noch ein weiteres Phänomen spielt Autofahrern oft einen Streich: das sogenannte Highway Hypnosis-Syndrom. Dieses tritt auf, wenn monotone Fahrten mit dem Fahrzeug über längere Zeiträume die Aufmerksamkeit verringern. Dabei kann es passieren, dass man sich plötzlich nicht mehr an die letzten Kilometer erinnert – ein Zeichen dafür, dass das Gehirn unbewusst auf Autopilot geschaltet hat.
Moderne Fahrschulen versuchen jedoch, die Fahranfänger frühzeitig auf solche Konzentrationsfallen aufmerksam zu machen. So legen einige Anbieter, darunter auch die Fahrschule Zürich, einen speziellen Fokus auf Trainingsmethoden, um die Schüler für Ablenkungen im Straßenverkehr zu sensibilisieren.
Möglich ist unter anderem, mit realistischen Fahrsimulationen zu arbeiten, die zeigen, wie stark die Reaktionszeit durch Ablenkungen beeinflusst wird. Solche Programme helfen dabei, sich der eigenen Grenzen bewusst zu werden und gefährliche Situationen im Vorfeld zu vermeiden.
Smartphones: Die größte Gefahr im modernen Straßenverkehr
Besonders fatal ist die Nutzung von Smartphones beim Fahren. Laut einer Analyse der Deutschen Verkehrswacht verlangsamt das Lesen einer Nachricht die Reaktionszeit um bis zu 50 Prozent. Wer während der Fahrt nur für zwei Sekunden aufs Display schaut, legt bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h bereits fast 30 Meter im Blindflug zurück.
Ein weiteres Problem ist das sogenannte Inattention Blindness-Phänomen. Dies beschreibt den Zustand, in dem Autofahrer visuell vorhandene Objekte – wie Fußgänger oder Verkehrszeichen – schlichtweg übersehen, weil ihr Gehirn mit einer anderen Aufgabe beschäftigt ist. Schon ein kurzer Blick aufs Handy reicht aus, um diese kognitive Überlastung zu erzeugen.
Lösungen: So bleibt die Aufmerksamkeit am Steuer
Experten empfehlen verschiedene Techniken, um die Konzentration beim Fahren zu verbessern:
- Mentale Vorbereitung: Vor Fahrtantritt alle Ablenkungen minimieren. Handy auf „Nicht stören“ stellen und alle notwendigen Einstellungen im Navigationsgerät vorab vornehmen.
- Pausen einlegen: Nach spätestens zwei Stunden Fahrt eine Pause machen, um dem Gehirn Erholung zu gönnen.
- Bewusste Fokussierung: Wer sich aktiv dazu verpflichtet, alle Sinne auf das Fahren zu richten, verbessert seine Reaktionszeit erheblich.
- Ablenkungen vermeiden: Auch Gespräche mit Mitfahrern sollten in stressigen Situationen unterbrochen werden, um sich voll auf den Verkehr zu konzentrieren.
Multitasking ist eine Illusion
Wer sicher im Straßenverkehr unterwegs sein möchte, sollte sich bewusst machen, dass Multitasking hinter dem Steuer nicht funktioniert. Das Gehirn kann immer nur eine Aufgabe vollständig verarbeiten – alles andere führt zu gefährlichen Konzentrationslücken.
Fahrschulen und Experten warnen daher zu Recht vor einer gefährlichen Selbstüberschätzung. Eine Sekunde Unachtsamkeit kann im schlimmsten Fall schwerwiegende Konsequenzen haben. Wer aufmerksam fährt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer.